Zum Osterfest - 2022
(Gruß von Landsmann Gerhard Haarich - 2022)
Auch in Mramorak wurde Ostern gefeiert !
Die Osterzeit begann in Mramorak schon vor dem Palmsonntag und zwar mit dem Oster-Frühlingsputz.
Alle Räume wurden gründlichst gesäubert, wo nötig frisch "gweißlt" oder "gmalt", die Vorhänge,
alle Decken und "Deckele" frisch gewaschen und gebügelt, Fensterscheiben und Türklinken blankgeputzt,
Betten und Strohsäcke an Luft und Sonn`gebracht ..........
Die Außenwände wurden ebenso aufgefrischt, im Hof wie "uf de Gass".
Wie der Frühling die Natur mit neuem Grün und frischen Farben schmückte, so taten es die Menschen mit
ihrem Haus und Heim. Ich kann mich in meiner Kindheit noch an all diese Gepflogenheiten erinnern, die meine Eltern über viele
Jahre hinweg der Tradition wegen auch in der "Neuen Heimat" gepflegt haben. Meine Aufgabe war stets
"uf de Gass" alles sauber zu halten.
Der "Krätzichi Oschterhas" leitete die Osterfreuden der Kinder ein: Er legte in der Nacht zum Palmsonntag
das erste Osterei ins Nest!
In der "Neuen Heimat" eine Tradition die keiner kannte. Ich freute mich immer schon auf den
"Krätzichi Oschterhas" und konnte es kaum erwarten das erste gefärbte Osterei aus dem Nest zu holen.
Zum Färben haben meine Mutter und die Omas Zwiebelschalen verwendet. Mit großem Stolz habe ich es
mit in die Schule genommen. Diese Tradition haben die Einheimischen nur wenig verstanden.
Heute gibt es die gefärbten Eier ganzjährig zum Kaufen. In den Kaufhäusern sind die Regale gleich nach
Weihnachten mit Ostersachen gefüllt. Ich habe mich schon oft gefragt wo da die Freude bleibt!
Am Gründonnerstag gab es schon den ersten Spinat aus dem Garten. Bei uns zuhause in der "Neuen
Heimat" aus der Tiefkühltruhe. Dennoch war er sehr lecker. Man aß dazu Spiegeleier und Brot oder
"Küchele" aus Pfannenkuchenteig. Bei uns zuhause sagte man "Palatschinken".
Am Karfreitag standen allgemein Nudeln auf dem Mittagstisch, Unterschiede gab es in der Beimischung:
Mohn, Grieß, "Bockshernche" (geriebenes Johannisbrot) Nüsse oder Quark. Von Fisch war damals noch
nicht die Rede. Ich freue mich heute noch über die Mohn-Nudeln, eine Delikatesse.
Während der Karfreitag als großer Feiertag, mit heiligem Abendmahl in der Kirche ernst und still
gehalten wurde, machte sich am Karsamstag überall schon eine freudige Erregung bemerkbar.
Die Frauen trafen Vorbereitungen für das Festessen, die Kinder für ihre Osternester. Viele Kinder gingen
am "Obor" ins Tal, zum Bach, wo in Mengen üppiges Gras stand. Sie rupften die Körbchen voll und
legten damit die, bereits mit Stroh gepolsterten, Kisten grün aus.
In der "Neuen Heimat" benutzten wir grünes Moos oder künstliches grünes Gras aus Papierstreifen, das
es in den Geschäften zum Kaufen gab.
Has, Has, Oschterhas,
leg me was ins grieni Gras,
leg me was ins Osternescht,
geb Owacht, daß d`mich net vergescht!
Der Osterhas hatte die Kinder nie vergessen. Am Ostermorgen waren die Kisten zwar nicht voll - dazu
waren sie zu groß - aber nachdem schon frühzeitig Tanten, Großeltern und Paten mit einem Körbchen
in der Hand "FRÖHLICHE OSTERN" gewünscht hatten, füllten sich die Kisten. Die Schuljugend konnte es
kaum erwarten den "Osterhaas-hole".
Bei diesem Fest waren aber keinerlei örtliche Merkmale, wie z.B. beim "Christkindl zu Weihnacht, zur
Kirchweih oder bei einer Hochzeit.
Gewöhnlich bekamen die Kinder auch einen bunten Spielball ins Nest, der die vielen Ballspiele eines Jahres
aushalten musste. Über praktische Dinge, wie neue Strümpfe oder Schuhe, ein Kleid oder eine Schürze
freute man sich genauso. Früher war die Auswahl an Leckereien nicht so groß wie heute.
Blick in eine "Osterwerkstatt"
Während der Karwoche durfte der Färwersvetter Zimmermann seine Werkstatt kaum betreten. Jetzt war die Färbersbas die Meisterin! Meine Großtante Christin-Tante, geb. Harich, Tochter von meinem Uropa Matthias Harich
und Schwester von meinem Opa Christian Harich (Harich am Eck), war die Meisterin in der Färberei.
Sie hat mir viel über das Eierfärben in Mramorak erzählt.
Da war kein Platz für schwere Männerfüsse, denn am Boden standen viele Körbchen, in allerlei Formen
und verschiedenen Größen. An jedem steckte ein Zettel mit Namen und Stückzahl der Eier, die sich darin
befanden. Von Montag bis Mittwoch dampfte es aus einem Kessel in dem nun einige hundert Eier nach und
nach gekocht wurden. Aus dem heißen Wasser gehoben, im Kessel daneben in kaltem Wasser "abgeschreckt",
lagen sie anschließend auf den bedeckten großen Indigo-Farbbecken und warteten auf ihre österliche
Bemalung. Die Kinder, die mitwirken durften, untersuchten mit scharfen Augen die Eierschalen, es könnten
doch manche geplatzt sein! Natürlich, das passiert doch überall. Die Kinder haben später nie wieder in einer
Woche so viele Eier gegessen wie damals in der "Osterwerkstatt"!!!
Nach dem Kochen kam das Färben. Auf dem Drucktisch standen nun Schälchen mit Grundfarben, die
nacheinander verwendet wurden. Zuerst huschte jedes Ei durch rote Hände und bekam ein paar Flecken ab.
Die Fingerspitzen der rechten Hand tippten dabei immer in das Schälchen und brachten somit erneut Farbe auf
die Handflächen. Das ging so flink und dauerte doch lange. Die nächste Farbe konnte kaum erwartet werden.
Nun langten blaue Hände nach den Eiern und haben blaue Spuren hinterlassen. Endlich eine dritte Farbe,
gelb, grün...... am Schluss war jedes Ei so bunt, dass die Kinder entzückt davor standen und mit Spaß
drangingen mit eingefetteten Handflächen den Eiern Glanz zu geben.
Nachdem alle Eier fertig waren, wurde ein Körbchen nach dem anderen hergeholt und, immer zählend, mit der
richtigen Stückzahl aufgefüllt. Bald danach kam der "Osterhas" und holte sie ab. Diese Tradition wurde auch
in der "Neuen Heimat" fortgeführt. In den Küchen sah es danach oft aus wie auf einem Schlachtfeld.
Die kommissarische Vorstandschaft der HOG Mramorak wünscht allen "Mamraker", Landsleuten, und
der Nachfolgegeneration ein schönes und frohes Osterfest 2022. Viel Spaß und Freude beim Eiersuchen.
Bleiben sie gesund und munter und unserem Brauchtum, der Tradition und der Kultur verbunden.
Besuchen sie das "Mramoraker-Heimattreffen am 30.Juli 2022 in Albstadt-Tailfingen!!!
Liebe Grüße und ein herzliches Mramoraker: HELF GOTT
stellvertr. Gerhard Harich
(kommissarischer Vorstand)
|