Ansprache
von Pfarrer Jakob Stehle ("Pfarrersvetter")
beim 65. Kirchweihtreffen der Mramoraker - 16. Sept. 2017 -
Sindelfingen - in der öffentlichen Vorstandssitzung.
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Liebe
Mramoraker Landsleute, liebe Gäste!
Zunächst
muss ich Ihnen leider mitteilen, daß unser Vorsitzender,
Peter Zimmermann, heute an diesem Fest nicht teilnehmen kann. -
Er hat sich in den letzten Wochen einer Herzoperation unterziehen
müssen - bekam dann einen Krankenhausvirus - war in der Reha.
Aber leider kam wieder ein Rückfall und er ist nicht fähig
zu reisen.
Es
tut ihm sehr leid und er läßt sie alle ganz herzlich
grüßen und wünscht unserem Fest einen guten Verlauf.
Und
bestimmt könnten auch Sie einige Landsleute nennen, die wegen
ihres Alters oder Schwachheit gerne gekommen wären, aber es ihnen
nicht möglich ist. - Spontan fällt mir Johann Stehle
in Alzey ein. Er ist im 95. Lebensjahr und leider nicht mehr
ansprechbar.
Heute
feiern wir das 65. Mramoraker Kirchweihfest. Das ist ein Grund
Dank zu sagen an unseren Herrgott, der uns durch die vergangenen
Jahrzehnte geführt hat.
Wir
schreiben das Jahr 2017 - und vor 300 Jahren, 1717, finden wir die
erste urkundliche Erwähnung unserer Ortschaft Mramorak. - Dann,
1821 (7. Oktober), also vor 196 Jahren trafen die ersten Ansiedler in
Mramorak ein. Heute, an unserem Fest, sind es 130 Jahre her, daß die erste Visitation unserer Mramoraker Kirchengemeinde (am 3. September 1887) durch Bischof Dr.
Gustaf Szeberenyi (aus Budapest) stattfand.
Aber
nun im Einzelnen. Grund genug heute - am letzten
Kirchweihtreffen - einen Rückblick zu halten:
1.
1821
siedelten sich Deutsche in Mramorak an. Sie kamen aus
Franzfeld, aus der Batschka und aus Slavonien. Neben den Serben
und Rumänen bekamen sie einen Ortsteil. - Nachdem schon 1825 ein
Bethaus errichtet wurde und 1825 der erste evangelische Pfarrer - Pfarrer
Polz - seinen Dienst antrat, dann am 9.Nov.1844 ein neues, größeres
Bethaus errichtet worden war, konnte am 2. Sonntag im November
1888 eine Kirche eingeweiht werden.
Am
1. Dezember 1918 wurde das Königreich der "Serben, Kroaten
und Slowenen" ausgerufen.
1930
wurde die Verfassung der Evangelischen Kirche in Jugoslawien von
König Alexander I. unterschrieben und bald darauf der 1.Bischof
der jungen Landeskirche, Pfarrer Dr.Philipp Popp, gewählt. Die
Landeskirche umfasste sieben Dekanate, darunter das "Banater
Dekanat", zu dem dann Mramorak gehörte. Dieses bestand aus
9 Gemeinden und 7 Filialen mit 15.000 Gemeindegliedern.
1937
(in Erinnerung an die Grundsteinlegung der Kirche am 3. September
1887) konnten unsere Landsleute das 50. Jubiläum der Kirche
in Mramorak feiern. Bischof Popp kam zu diesem Jubiläum. Er
besuchte dabei seinen Studienfreund, Pfarrer Johannes Lang, der am 31. Mai
1922 seinen Dienst in Mramorak antrat.Er war unser letzter Pfarrer in
Mramorak. Geboren wurde Pfarrer Lang am 26. Dezember 1894 in Zabaly (Batschka). Im September 1918 wurde er zum Vikar in Budapest ordiniert. Während seines Studiums in Ungarn lernte er auch seine Frau Clara Szlavik kennen.
3.
Dann
kam der 2. Weltkrieg. Das Königreich der "Serben,
Kroaten und Slovenen" zerbrach. Die deutsche Wehrmacht
überrannte Jugoslawien. Belgrad wurde besetzt. Das Banat
kam für drei Jahre unter die Verwaltung des Oberbefehlhabers der
Deutschen Wehrmacht. Banus ("Verwalter") des Banats wurde Sepp Lapp,
ein Franzfelder. - Auch die Landeskirche zerbrach und Senior Wilhem
Kund hatte nun die Vollmacht über die banater Kirche. - Später,
am 15. März 1942 wird Pfarrer Franz Heim zum Bischof des Banats
geweiht.
Aber
dieser Aufbruch und diese Neuordnung zerbrach, als die
Titopartisanen mit der Roten Armee das Banat überrannten und
in Mramorak die Bewohner interniert wurden. Ein Teil unserer
Ortschaft wurde auch zum Gefangenenlager für deutsche Soldaten.
Am
2. November 1945 kam dann der Abtransport der letzten Deutschen aus
Mramorak nach Rudolfsgnad. Pfarrer Lang, der mit einer Ungarin
verheiratet war, durfte in der Ortschaft verbleiben. Am 31. Oktober
1948 fand der letzte deutsche Gottesdienst von Pfarrer Lang in
Mramorak statt.
1959
wird dann auch die Mramoraker Kirche, eines der sichtbarsten Zeichen
deutscher Menschen in Mramorak, abgetragen.
4.
In
Österreich, Deutschland und Amerika fanden unsere
Vertriebenen eine neue Heimat - doch sie vergaßen ihren
Heimatort Mramorak nicht.
Schon
1949 kamen unsere Landsleute - in einer Gastwirtschaft, bei
mitgebrachter Selbstverpflegung zusammen - unter Philipp Müller
(genannt "Schwalm" - der 1976 in Detroit-USA verstorben
ist) - Ihn kann man als Urheber der jährlichen Zusammenkünfte
ansehen.
Nach Müllers Auswanderung war Johann DESCHNER und Peter HENKE Motor und Organisator der Veranstaltung.
Es
folgten weitere Treffen in Kornwestheim und Fellbach und seit 1963 in
Ludwigsburg.
1977
fand 25. Jubiläums-Jahr der Kirchweihtreffen Bemerkungen
: Beachten Sie die veränderte Zählung
ab dem Fest 1977 - 25.Kirchweihfest - gemeint ist das Jubiläum,
gerechnet von 1952!
Pfarrer
Matthias Merkle hielt den Gottesdienst. 1977 sprach er
anläßlich des 25.Mramoraker Kirchweihtreffens über
Johannes 4,34: "Meine Speise ist die, daß ich tue den
Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk."
(Johannes 4,34). - Es waren über 900 Gäste gekommen.
Folgende
Namen, die von Anfang der Treffen dabei waren, werden in unserem
Heimatbuch erwähnt:
Maria
und Filipp BINGEL Elisabeth und Anton BITSCH Johann
DESCHNER Karl EICHERT Elisabetha und Johann FISSLER Elisabetha
und Karl FISSLER Elisabetha und Martin GÖTTEL Katharina
und Peter HENKE
Lehrer
Heinrich Bohland berichtet über die Vorbereitungen eines
Heimatbuches über Mramorak. Jakob Kendel hatte eine
Ortskartei angelegt. Martin Bohland zeigte seine
"Landwirtschaftlichen Geräte aus der alten Heimat."
Am
15. September 1984 - beim 32. Treffen, durfte ich
(Pfarrer Jakob Stehle)
zum ersten Mal den Gottesdienst halten. Der Posaunenchor Oetisheim, unter Leitung von Herrn Mandel - mit Verstärkung des Familienchores Stehle, wirkte musikalisch mit. - Predigt über Ps.46,2: "Gott ist unsere Zuversicht und
Stärke" Grußwort (u. Verabschiedung) Pfarrer Matthias MERKLE
Herr
Peter Reiter singt: "Gott ist die Liebe" und
"Nun jauchzt dem Herren alle Welt"
1988
fand unser 36. Kirchweihtreffen unter dem Thema:
"100 Jahre Mramoraker Kirche" statt.
In
diesem Jahr fanden gleich zwei große Ereignisse in unserer
Ortsgemeinschaft statt:
Die
Ortsgemeinschaft errichtete einen Gedenkstein
für unsere
Ortschaft auf dem Friedhof in Ossweil (Stadtteil Ludwigsburg)
Wir
gedachten unserer Kirche in Mramorak - 100
Jahre der
Einweihung damals durch Bischof Popp und den Ortspfarrer Johannes
Lang. Unsere Jubiläumskirchweih "50 Jahre Kirchweih"
durften wir 2002, am 28. September, in Ludwigsburg abhalten.
Gedenkfeier in Erinnerung
an die Toten im Zeichen der Hoffnung auf dem Friedhof in
Ossweil
17.30 Uhr - Festgottesdienst (mit Pfarrer Stehle)
"Ein feste Burg ist unser Gott"
2004 anläßlich der 52. Kirchweih durften
wir - auf die Bemühungen von Peter Zimmermann - Bürgermeister
Knezevic aus Mramorak mit einer Gruppe begrüßen.
2012
feierten wir 60 Jahre Mramoraker Kirchweihtreffen.
2013
feierten wir unser Kirchweihfest mit Leuten aus Ploschitz.
5.
Im
Laufe der Jahre kam dann zum Heimatbuch auch der Mramoraker
Bildband.
Neben
dem Ortsdenkmal der Mramoraker in Ossweil, kam dann später die
Errichtung der Friedhofkapelle auf dem alten deutschen Friedhof in
Mramorak. Samstag, 5. Juni 2010 fand die Einweihung der
Friedhofkapelle statt,
Davor das Denkmal der
Kreuze in Bawanischta. Die Einweihung fand am 8.September 2007 statt. Die
Gedenkstätte in Bawanischta ist den 110 erschossenen Frauen und Männern aus Mramorak gewidmet.
·
Grußwort
- Präsident des Weltdachverbands der Donauschwaben - Josef
Jerger
·
Grußwort
- Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Donauschwaben, Hans
Supritz
·
Ansprache
des Oberbürgermeisters der Stadt Horb, Herr Theurer
Ansprache
des Bürgermeisters der Ortschaft Bildechingen, Michael
Laschinger
Bei
all diesen Unternehmungen hat sich unser Vorsitzender, Peter
Zimmerman, in außerordentlicher Aufopferung verdient gemacht.
Ohne seinen Einsatz wäre es wohl kaum zur guten Verbindung nach
Mramorak und im Zuge dessen zu den Gedenkstätten gekommen.
Ebenso gehört der Dank an Franz Apfel und Christian Hoffmann,
die sich für Bawanischte stark gemacht haben.
Und
erwähnen möchte ich auch Herrn Helmut Jung, der immer wieder
Hilfslieferungen nach Mramorak durchgeführt hat.
Viele
Männer und Frauen waren es, die uns durch die Geschichte unserer
Mramoraker Treffen geführt haben. Viele weilen nicht mehr unter
uns - und so will ich beispielhaft für alle zwei nennen:
->
Unser Landsmann Peter Deschner, (verstorben am 31.12.2016) der
jahrzehntelang zusammen mit Johannes Fissler und Fritz Hild an der
Kasse gesessen hat;
->
und Franz Apfel, der nach Franz Gaubatz die Redaktion unseres
"Boten" verantwortet hat.Am 10. 4. 2017 wurde er vom
"Pfarrersvetter" in Bad-Tölz beerdigt.
Und
Dank möchte ich sagen allen, die in all den vielen Jahren ihrer
Ortschaft Mramorak die Treue gehalten haben. Und stellvertretend für
alle Frauen unserer Ortsgemeinschaft darf ich die "veredelte
Mramorakerin", meine Frau Else Stehle, erwähnen.
Liebe
Landsleute,
Eine
Besonderheit unserer Ortsgemeinde ist wohl der Gruß: "Helf
Gott!".
Unsere
Ahnen waren sich bewußt, daß ihr Weg in ein fremdes Land
- die Ansiedlung in einer unwirtlichen Gegend - und das Leben als
"Minderheit" nie gelungen wäre, ohne die Hilfe Gottes.
"Helf
Gott" - das soll unser Gruß bleiben - und mit ihm will ich
auch dieses 65. Kirchweihfest beginnen und enden.
Ihr "Pfarrersvetter" Jakob Stehle
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Und
wie geht es weiter?
Zunächst
sei betont: Unsere Heimatortsgemeinschaft (HOG) bleibt
bestehen. - Vieles wird in Zukunft auch über den Dachverband der
Donauschwaben wahrgenommen.
Peter
Zimmermann, Richard Sperzel und ich - mit Verstärkung auch von
Helmut Jung, sind nach wie vor die Ansprechpartner. Sie können
uns jederzeit anrufen!
Telefonverzeichnis
Was
den BOTEN angeht, so sind wir in der Beratung. Wahrscheinlich
werden wir einmal im Jahr zunächst eine Ausgabe des BOTEN versenden. Die Gespräche mit einer Druckerei werden eingeleitet. - Viel hängt hier davon
ab, ob unsere Landsleute den Boten auch finanziell unterstützen.
Außerdem
haben wir ja im Internet unsere HOMEPAGE - www.mramorak.de. -
Ich werde die Seite so einrichten, dass als erstes eine Begrüßungsseite
mit den Neuigkeiten aufgeführt ist. - Hier werden dann
Informationen aus der Heimatortsgemeinschaft gesammelt.
Bitten Sie Ihre Kinder oder Enkelkinder in unsere Homepage zu sehen und Ihnen die eine oder andre Nachricht auszudrucken.
Da
unser Gästebuch in der Homepage laufend mit Spam gefüllt
wird, wird diese abgeschaltet. Wenn Sie aber
jemand
grüßen wollen oder eine Nachricht oder ein Bild haben,
senden Sie dies per E-Mail an mich:
pfarrer-stehle@arcor.de
Ich
werden dann eine HTML-Seite gestalten und in die Infoseite einbinden.
Wir
hoffen, daß wir noch Unterlagen von dem Sohn von Franz Apfel
bekommen, vor allem auch die Adressenliste unserer Landsleute.
Ich
danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
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