Einweihung der Mramoraker Gedenkstätte in Bawanischte
 
 
Oberbürgermeister Theurer


Bawanischte Gedenkstätte
Ansprache von Oberbürgermeister der Stadt Horb, Michael Theurer, bei der Einweihung des Denkmals in Bawanischte
Samstag, 8. Sept. 2007


Sehr geehrte Damen und Herren,
gestern beim Besuch des deutschen Friedhofs in Mramorak sagte Frau Emrich (eine Frau aus der Gruppe): "Morgen wird's schwer!".
Das Morgen von gestern ist das Jetzt von heute. Und es ist schwer - für uns alle. Und besonders für die unter uns, die von den Erinnerungen an diese schrecklichen Ereignisse überwältigt werden - die das Leid, das sie durchleben mussten noch einmal durchleiden.
Wir ermessen dieses Leid nicht. Aber wir spüren ihren Schmerz und den Aufschrei ihrer Herzen: Warum? Warum?
Unser Hier-Sein in Bawanischte, die Einweihung dieser Gedenkstätte, kann hierauf keine Antwort geben..
Die Geschichte ist so, wie sie ist. Wir können Vergangenes nicht mehr verändern.
Von Hitler-Deutschland ging mit dem Angriff auf Polen 1939 ein Angriffskrieg aus, der Europa, der fast die ganze Welt in Chaos und Zerstörung riss und Millionen von Menschen das Leben kostete.
Von Deutschen und im deutschen Namen ging großes Unrecht und Unglück aus. Deutsche waren Täter. Deutsche wurden aber auch - wie hier in Bawanischte - Opfer schrecklichen Unrechts.
Es gibt nichts zu beschönigen. Und es gibt nichts zu relativieren. Es war so wie es war. Es erfordert Kraft, sehr viel Kraft, der Geschichte ins Auge zu sehen - hier mehr als anderswo.
Und auch heute - mehr als 60 Jahre danach - ist es nicht selbstverständlich, dass wir hier stehen.
Ich bin heute hier, weil mein Freund Peter Zimmermann mich gebeten hat, ihm und die ganze Gruppe zu begleiten. Er hat die Kraft aufgebracht, mit Herrn Apfel, Herrn Pfarrer Stehle, mit Ihnen allen, diese Gedenkstätte zu errichten. Diese Kraft, diese Leistung, bewundere ich und möchte dafür herzlich danken.
Dies alles wäre aber nicht möglich gewesen, ohne die Zustimmung und Unterstützung vor Ort. Deshalb gilt mein Dank auch Herr Oberbürgermeister Krstic von Kowin, Herrn Bürgermeister Makrinkovic von Bawanischte und Herrn Bürgermeister Jankov von Mramorak.

Dass wir heute hier stehen, zeigt, dass wir nicht resigniert haben, dass wir ein Zeichen setzen wollen: Die Vergangenheit als Erinnerung, als Mahnung, als Verpflichtung und Auftrag.
Was aber ist das Morgen von heute? Mit unserem Besuch heute, mit den vielen Besuchern von Peter Zimmermann und allen, die ihm geholfen haben, sind Kontakte entstanden, menschliche Begegnungen.
Mögen daraus Freundschaften werden.
Möge dies mit dazu beitragen, ein gemeinsames Europa zu schaffen, in der Freiheit und Menschenrechte gewahrt bleiben und damit so etwas wie in Bawanischte nicht mehr geschieht.

Michael Theurer
Oberbürgermeister der Stadt Horb (Deutschland)
 
 

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