A Handvoll drhom

Zweites Mramoraker Treffen 2023 verstetigt die Regeneration


Nach der gelungenen Wiederbelebung der Mramoraker Heimattreffen im letzten Jahr haben Vorsitzender Gerhard Harich und sein Team am 16. September 2023 erneut zu einem solchen „Fest mit Freunden“ eingeladen, diesmal in die Festhalle Albstadt-Truchtelfingen. Tatsächlich war die Halle gut mit Besuchern gefüllt, selbst wenn der Zulauf aus den diesmal auf vielfach geäußerten Wunsch ebenfalls eingeladenen Nachbargemeinden des evangelischen Weindorfes an der Banater Sandwüste wie Franzfeld, Rudolfsgnad und Karlsdorf sehr überschaubar blieb. Hocherfreut waren die Mramoraker Gastgeber dennoch über Besucher aus den benachbarten Orten Bawanischte und Pantschewo. Aus Mramorak stammende Gäste hatten den weiten Weg aus Serbien, Schottland und Kanada gefunden.

Wieder wurde in einem reichhaltigen Programm mit geschichtlicher Rückbesinnung und traditionellem Brauchtum an die gemeinsamen Wurzeln erinnert, um sich seiner Zugehörigkeit zu vergewissern und den Zusammenhalt zu stärken.

Einleitend begrüßte Gerhard Harich alle Gäste und dankte für die Bewirtung durch die Landsmannschaft der Donauschwaben Albstadt mit Matthias Schwarz an der Spitze. Ziel der Veranstaltung sei es, den „Alten“ und den „Jungen“ einen schönen, unterhaltsamen und informativen Donauschwaben-Tag zu bieten, bei dem das gegenseitige Kennenlernen, die Unterhaltung und der Austausch nicht zu kurz kommen, gerade auch zwischen den Generationen. Es werde nach dem Motto „A Handvoll drhom“ wieder viel geboten sein. Harich gab eine Vorschau auf das Programm und ließ seine Begrüßung mit einer Totenehrung ausklingen.

Im Anschluss feierte der beliebte Mramoraker Pfarrer i. R. Jakob Stehle einen Gedenkgottesdienst. Gerhard Harich hatte die von ihm aufwändig erstellte Ausstellung mit vielen Bildern, Informationen und Geschichten über Mramorak, Franzfeld und das ganze donauschwäbische Siedlungsgebiet erneut vergrößert. Sie kam bei all dem Trubel mit fesselnden Begegnungen und Gesprächen leider nicht zu der ihr gebührenden Beachtung, gehörte aber zu der Fülle an Angeboten, die der Besucher ebenso wahrnehmen und genießen konnte wie donauschwäbische kulinarische Spezialitäten, darunter kleine Proben der heimatlichen Rebsorte Kadarka, „Schwartlmaa“ und „P aprichwirscht“ in Häppchen, als Mahlzeiten „Brotwirscht mit Kren“ und Kartoffelsalat, „Grumbeere“ mit Nudeln und Zwiebeln, „Platschkukuruz“ und „Malai“ (Maiskuchen) sowie Kuchen und Torten von verschiedenen Spenderinnen. Musikant Franz Bender spielte wiederholt zu Tanzrunden auf dem Keyboard auf. Die Mramoraker Tracht präsentierten Markus und Jasmin Kyas sowie Manuela Dankesreiter. Jürgen Harich berichtete über Neuigkeiten im Bundesverband der Landsmannschaft und im Weltdachverband.

Thomas Dapper las seine pietätvolle Geschichte „Die blauen Trauben meines Großvaters“, zauberte lebendige Menschen aus Erzählungen und Schwarzweißfotos. Zerreißend lässt seine Erzählung den Widerspruch zwischen der reichen und friedlichen Dorfwelt mit multiethnischer Toleranz und dem Gewaltausbruch der Tito-Partisanen am Ende des Krieges spüren, dem ein großer Teil von Thomas Dappers Familie im Vernichtungslager Rudolfsgnad zum Opfer fiel. Nach dem Tod seines Vaters hatte Kurt Dapper sich erstmals 2019 auf Spurensuche in Mramorak gemacht. Sein Vortrag mit auf die Leinwand geworfenen Fotos gab Zeugnis von seiner gewissenhaften Auseinandersetzung mit der Geschichte Mramoraks und der deutschen Minderheit in Jugoslawien insgesamt. Andreas Hittinger und Friedrich Scholler als Zeitzeugen ließen das Publikum an ihren Erinnerungen an das Arbeitslager in Padinska Rit teilhaben.

Viel Mühe hatten sich die Organisatoren wieder mit der Tombola gemacht, die mit nahezu garantierten Gewinnen großen Zuspruch fand. Sogar eine Kinderecke mit Spielen, Malen und Basteln stand bereit.

Das programmatisch vorgesehene gemütliche Beisammensein in fröhlicher Runde musste sich in der festlichen Realität nicht bitten lassen und zog sich noch weit in den späten Nachmittag hinein. Auch für das diesjährige Treffen können die Veranstalter zufrieden sein und eine Erfolgsbilanz ziehen.


Stefan P. Teppert