„Maja-Abend“ Tief
hüllt das Dorf sich im Winterkleid.
Der Abend sinkt nieder. Es
schneit und schneit.
Die Maulbeerbäume stehen weiß und schwer.
Durch`s Dunkel Laternen taumeln hin und her.
Wie Irrlichter schwanken sie auf und nieder.
Bald bleiben sie stehen, dann gehen sie wieder.
Den Tritt ihrer Träger verschluckt der Schnee.
Verhaltend reckt jetzt sich ein Kopf in die Höh`.
Dort wo durch das Fenster ein Lichtbündel fällt.
Verschwinden die Lichter. Ein Hund wütend bellt….
Wenn Schnee die Felder deckt, weit und breit.
Dann ist des Dorfbauern „Maja-Zeit“.
Das kurze Tagwerk ist längst schon getan.
Wem gilt`s heute Abend? – Der Nachbar ist dran!
Schon stapft`s vor der Türe. Aus Wolle und Pelz.
Von Hüten weiß und kristallen fällt`s.
Die große Stube lockt wohlig und warm.
Mit freundlichem Gruße aus Spinnrad im Arm.
Erscheint Nachbars Lene, Tant`Liese folgt nach.
Mit Männern und Frauen füllt sich das Gemach.
Den Knüppelstock lehnen sie an die Wand
und stell`n die Laternen aus klobiger Hand.
Dann sitzen sie rauchend im runden Kreis
und jeder was zu erzählen weiß:
Von Krieg und Soldaten, von Ernte und Saat.
Ob dieser die Säue geschlachtet schon hat.
Ob jenem der Wein wohl geraten ist.
Der Johann den Michel noch immer nicht grüßt.
„Und wißt ihr“, sagt eine der Tanten, daß heit`
des Schulzen Jüngster, die Bärbel gefreit?“
„Obgleich es ihr Vater nicht haben will“.
Vor Schrecken stehen die Spinnräder still…
„Auch ist der Pfarrer so sehr dagegen“.
„Und meine Hühner, die wollen nicht legen!“.
So schwirrt` durcheinander, der Lärm wird noch größer.
Der Bauer schenkt funkelnden Wein in die Gläser.
Jetzt wagt sich zuerst eine Stimme hervor.
Dann stimmen sie alle mit ein in den Chor.
Der Kuchenteller die Runde macht.
Es wird gescherzt, es wird gelacht.
Bis einer wohl sagt: „Jetzt müssen wir gehen!“.
„Herrjeh, ihr Leut, es geht schon auf zehn!“
Noch einmal perlt` feurig aus Flasche und Krug.
So schnell ist der Abend vorbei, wie im Flug.
Der Strickstrumpf wird eilig in`s Körbchen verpackt.
Beim Abschiednehmen noch einer sagt:
„Und morgen Abend, da kommt ihr zu mir!“
Dann schließt sich hinter allen die Tür.
Laternen irren wieder nach Haus.
Beim Bauern geht eben das Öllämpchen aus.
Unsere ehemalige Lehrerin und Ausschußmitglied Emilie Hinkofer-Walter,
„Walter Lehrer`s Emmi“, hat in unserem Bildband mehrere Artikel geschrieben, an die ich gerne erinnern und sie mit eigenen Worten anreichern möchte.
Winterfreuden
– Zum Wintervergnügen gehörte auch bei uns daheim das Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen
Winterfreuden
Im Winter hatte sich das Dorfbild und das Dorfleben ganz der Jahreszeit angepaßt: Die großen Bäume kahl, oft „verzuckert“, die Gassen
weiß,oft leuchtend, glitzernd, wenn Sonnenstrahlen den Schnee berührten und uns aus den Stuben lockten.
Uf
d` Gass
Im Winter
Stefan Jäger
Wir
Kinder wälzten uns im weichen Schnee, wir stapften in die höchsten
Wälle, die längst des Gehwegs aufgeschaufelt waren, wir rollten
Kugeln, um Schneemänner zu bauen und formten Bälle, um einander zu
bewerfen. War einer zu hart und traf ins Gesicht, so gab es Tränen
zu den Freuden.
Die
Buben waren oft frech und gemein, sie nahmen Schnee und rieben uns
ein, als müssten sie das Gesicht uns waschen. Das taten auch große
Buben bei großen Mädchen, doch diese wehrten sich und lachten. Auch
wenn sie schrien und laut schimpften, ich glaub` es hat ihnen auch
Spaß gemacht!
Im
Winter gab es viele Sachen, die wir Kinder gerne zusammen machten.
Schlittenfahren, Schneeballschlacht, wie schön ist doch ein Kind das
lacht!
Die Kinder konnten einen Schneemann bauen und in die
weißen Wipfel der Maulbeerbäume schauen. Auch ein Bratapfel auf
Omas Herd war wirklich mehr als nur ein Genuss wert.
Mütze auf
und Handschuhe an, ab ging es auf die Rodelbahn. Spazierengehen im
Schnee war sehr schön und das Schlittschuhlaufen auf dem
zugefrorenen Bach war ein großes Jugendvergnügen.
Im Winter
konnte man Plätzchen backen und viele gute Nüsse knacken.
Die
Vorfreude auf die Weihnachts- und Adventszeit war groß. Man konnte
es kaum erwarten das Christkindl und den Pelznickl zu sehen.
Schlittenfahren
Das
Schlittenfahren in großen Schlitten, gezogen von Pferden mit Glocken
und Schellen, das war der Höhepunkt der winterlichen Freuden!
Sonntag nachmittags, bei sonnigem Wetter und eisiger Kälte,
tauchten sie auf in vielen Gassen.
Sie flitzten vorbei. So schnell sie kamen waren sie auch wieder weg, alle
vollbeladen, soviel ein Schlitten fassen konnte: Familien mit
Kindern, Burschen und Mädchen, Deutsche und Serben, wohl auch
Rumänen, alle trieb es aus den Häusern, mitzumachen beim fröhlichen
Rennen. Die vielen Schellen- und Glockentöne, das Peitschenknallen,
das Getrampel der Pferdehufe und Knirschen des gedrückten Schnees,
die lauten Rufe von Schlitten, Gelächter und Schreie, wenn
Schneebälle flogen, gezielt und geschmissen von großen Buben an
allen Ecken! Das alles wirkte zusammen und trug bei zu einer
Hochstimmung, die alle miteinander verband.
Gegen die Kälte
war gut vorgesorgt. Man hüllte sich, nebst warmer Kleidung, noch in
Bundas oder Decken, Pelzkapp, Wolltuch, Schal und Muff, Stroh am
Boden für die Füß, dazu erwärmte Ziegelsteine, dabei konnte
niemand frieren! Nur die Nasenspitze und die Backen waren kalt und
wurden rot. Doch die Nase musste vornedran sein, sonst hätte man
wohl was verpasst!