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Predigtansprache
(Kurzfassung)
Mramoraker Gedenkfeier – 18. April 2009 – Sindelfingen – Andacht (Auszug)
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“
(1.Petrus 1,3)
Meine lieben Mramoraker Landsleute!
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Seufzer all’ derer, die durch das Leiden der Vertreibung, der Internierung und des Krieges gegangen sind, immer wieder zu hören sind: wenn wir unser Mramoraker Heimatbuch zur Hand nehmen, wenn wir im Mramoraker Boten die alten Bilder wieder sehen oder aber miteinander telefonieren und die Sprache auf unser Schicksal kommt. Es ist eben nicht zu vergessen, was damals mit uns geschah!
Und auch bei mir ist es so: Immer wieder kommen mir die Bilder in Erinnerung, Bilder, die ich damals als kleines Kind tief in meiner Seele aufnahm und die in Träumen quälend des Nachts sich melden.
Was kann uns nun diese Botschaft von Ostern – so wie es Petrus in seinem ersten Brief schreibt: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ - auf diese Lebenserfahrungen sagen?
Erstens:
Das Lob Gottes konnte durch all das Leiden nicht unterdrückt werden. Man konnte uns ja alles nehmen – aber den Glauben, dass es einen Herrgott gibt, der über allem steht, den konnte man uns nicht nehmen.
Man konnte uns den Zugang zu unserer Kirche verwehren – und man konnte diese Kirche auch abreißen, aber das Lob Gottes ist ja nicht an Kirchenmauern gebunden.
Tief in unserem Herzen war das, was wir von den Müttern und Vätern des Glaubens gelernt haben, sei es ein Gesangbuchlied, sei es ein Bibelwort, sei es das Bekenntnis unseres Glaubens, eingegraben und ging mit uns in alle Not. Und so erklang auch immer wieder das Lob Gottes: „Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.“ (Paul Gerhardt – EG 325,3).
Deshalb galt und gilt: „Gelobt sei Gott!“, der Christus aus den Toten auferweckt hat – uns zum Leben!
Zweitens:
Gottes Barmherzigkeit mit uns Menschen war stärker als alles Leiden – und wie „Neugeborene“ durften wir durch dieses Leiden wieder zum Leben finden.
Petrus spricht hier von einer neuen Geburt. Diese Geburt ist nicht mit unserer biologischen Geburt zu vergleichen. Es ist ein Geschehen, das nicht an Fleisch und Blut gebunden ist – es ist ein geistlicher Vorgang.
Die Heilige Schrift sagt uns das in vielen Bildern:
Sei es der Hauch Gottes, der durch die Totengebeine geht und sie zum Leben erweckt;
Sei es der Geist Gottes, der durch Wort und Wasser des Sakramentes uns ins neue Leben führt.
Diese Geburt geschieht auch nicht automatisch, sondern ist an den Glauben des Einzelnen gebunden: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden!“ – sagt uns das Evangelium.
Deshalb galt und gilt: „Gelobt sei Gott!“; der uns durch den Auferstandenen wiedergeboren hat zu einem neuen Leben!
Drittens:
Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist eine lebendige Hoffnung, die uns lebendig macht und Gültigkeit hat hier und in Ewigkeit.
Gerade im Blick auf die vielen Millionen Toten des 2.Weltkrieges – und im Blick auf unsere Toten aus dem ehemaligen deutschen Banat, im Blick auf die Soldaten, die umkamen, die Frauen in Russland, die auf der Flucht Erschossenen, die Alten und Kinder, die verhungert sind, die aus Rache unschuldig erschossen wurden – gerade im Blick auf all diese, ist uns die Osterbotschaft, dass Gott seinen Sohn aus den Toten auferweckt hat, eine lebendige Hoffnung.
Das ist – so der Schreiber des Petrusbriefes – nur mit dem Wunder einer neuen Geburt zu vergleichen.
Die Osterfreude dringt hier durch: So, wie der Tod unseren Herrn und Christus nicht halten konnte, so wird er auch uns und unsere Verstorbenen nicht binden können. Christus wird alle Bande lösen und zum neuen Leben erwecken.
Deshalb galt und gilt: „Gelobt sei Gott!“ für die Auferweckung Christi aus den Toten – uns zugute!
Liebe Landsleute,
Und so durften wir am Ende doch auch noch den „Frieden“ erleben, durften in der neuen Heimat unsere Häuser bauen und Familien wiederfinden oder neu gründen.
Wir kamen zu bescheidenem Wohlstand – und das nicht nur mit unserem Fleiß und mit Sparsamkeit und Bescheidenheit, sondern durch die Barmherzigkeit Gottes.
Deshalb galt und gilt das Lob Gottes für die Auferweckung seines Sohnes aus den Toten damals und auch heute und in Ewigkeit. Amen
Ihr „Pfarrersvetter“ Jakob Stehle
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