60 Jahre Mramoraker Kirchweih : 2012

Grußwort

Franz Apfel

Franz Apfel - 2004 - Fotograf
Am 27. April 2002 übernahm Franz Apfel (nach dem Tod von Erich Baumung) die Redaktion des "Mramoraker Boten" übernommen. Er wurde bei seiner Arbeit zunächst von unserem "Pfarrersvetter" unterstützt.
Dann aber trat Bertram Doczy "in die Lücke" und stand unserem Landsmann Apfel seither fleißig zur Seite.

Franz Apfel war vorher schon viele Jahre im Ausschuß der Mramoraker Heimatortsgemeinschaft.

Zum 60. Kirchweihtreffen am 22. September 2012
Erinnerungen von Franz Apfel
Ein Rückblick auf unsere Kirchweih – Kirwei in Mramorak – Mamrak

Unsere Kirweih in Mamrak wurde immer Anfang November gefeiert, es war das Fest des Jahres und viele Familien bekamen Besuch von Verwandten und Bekannten von Auswärts.
In den 30er Jahren hatten wir 2 Wirtshäuser, in denen getanzt wurde und Kirweihbäume aufgestellt wurden. In Huber´s Wirtshaus gegenüber vom Baumung Kaufmann und Bruecker Fleischhacker sowie in Fissler´s Wirtshaus gegenüber vom Bokschan Lehrer. Beide Wirtshäuser waren Eckhäuser in der Hauptgass und beide hatten einen grossen Tanzsaal mit erhöhter Bühne.

Bis gegen Ende der 30er Jahre hatten wir zwei Musikkapellen mit je etwa 10 Mann. Die Becker´sche Kapelle spielte in Huber´s Wirtshaus und die Multer´sche Kapelle spielte in Fissler´s Wirtshaus. Gegen Ende der 30er Jahre hörte Franz Multer mit seiner Kapelle auf, die Becker´sche Kapelle erhielt Verstärkung von Multer´s Kapelle und hatte eine Stärke von etwa 15 bis 16 Mann. Bei Einzelveranstaltungen spielte fortan die grosse Becker´sche Kapelle. Tanzveranstaltungen waren immer am Samstag und Sonntag – ausser den Fastenzeiten – in beiden Häusern gleichzeitig, dann teilte sich die grosse Kapelle in zwei kleinere Gruppen. Die eine Gruppe führte Becker Fritz, die zweite Gruppe führte Bohland Peter (Schimmel) und wechselten immer ab, einmal bei Huber´s und einmal zu Fissler´s. Etwa eine Woche vor Kirweih holten die „Buwa“ – Burschen, aus dem Wald eine grosse Tannenkrone, welche dann zubereitet wurde und mit Eisenbändern an einem Baumstamm befestigt wurde, der in jedem Wirtshaus vorhanden war.

Am Kirweih Samstag wurde Nachmittags die Baumkrone mit einigen Bändern und Flaschen versehen und in ein gut 1 Meter tiefes Loch gestellt und mit Erdreich eingestampft. Der Baum wurde von den Burschen nur mit Muskelkraft und Stangen – Scheren hochgestellt. Nachdem der „Kirweihboom“ auf- gestellt war, begaben sich alle nach Innen.

Meine Erinnerungen beziehen sich hauptsächlich auf das Jahr 1941. Nachdem im April 1941 Jugoslawien von deutschen Truppen besetzt wurde und im April 1942 alle Männer zum deutschen Militär eingezogen wurden, gab es auch keine Kirweih mehr. Das letzte Kirweifest war November 1941! Zu jeder Kirweih wählten die Burschen und Mädchen ein Kirweih – Strausspaar. 1941 waren das: in Huber´s Wirtshaus Kendel Peter / Petche und Reiter Kathi / Reiter – Schneider´s, in Fissler´s Wirtshaus Mergel Johann, Rauchfangkehrer und Elisabetha Huber. (Stehle Johann und Juli, geb. Huber haben mir geholfen.) Bezahlt hat nur wer getanzt hat.
Im Tanzsaal gab es keine Tische , sondern an den Aussenwänden waren Bänke und Stühle, die gern von den Müttern besetzt wurden und diese hatten eine wichtige Aufgabe! Nämlich: wer hat wen als erstes zum Tanz geholt? Wie oft hat wer mit wem getanzt? Wie oft hat wer mit wem weiter spielen lassen? Und es gab bestimmt noch viele weitere Fragen.

Die Tanzmädchen konnten diese Sitzmöglichkeiten auch benützen, ansonsten sind die Mädchen am kleinen Finger eingehackt reihenweise im Saal flaniert. Die Burschen waren im anschliessenden Bubenzimmer kameradschaftsweise an den Tischen gesessen.
Sobald die Musikanten mit dem Spiel begonnen hatten, strömten die Burschen in den Tanzsaal, jeder wollte natürlich als erster bei seinem „Mensch“ – Freundin – sein. Danach folgten dann, Schwester, Verwandte und andere. Wollte ein Tänzer seiner Tänzerin zeigen, dass er ihr zugeneigt ist, hatte er am Ende des Tanzes gerufen; Fritz – Vetter oder Peter – Vetter, „weiter“ so wurde dieses Stück wiederholt und das konnte 5-mal oder öfters sein. Natürlich war dieser Sonderwunsch mit einer Spende an die Kapelle verbunden. Am Spätnachmittag gab es eine Pause, man ging nach Hause, Vieh versorgen, umziehen und wiederkommen. Dabei wurde mancher Rekord gebrochen.

Um 7 – 8 Uhr begann der Tanzabend.
Getanzt wurden : Walzer – Polka – Schnellpolka = Dreher – Rheinländer und nicht zuletzt Tango und Marsch. Damals gerade aktuell: Adje mein kleiner Gardeoffizier – O Donna Klara, ich hab dich tanzen gesehen – Du schwarzer Zigeuner – Feri Polka = Rosamunde – Ach mein Schreck, ach mein Schreck, meine schöne Hulda ist weg – und Vieles mehr.

Begonnen wurde immer mit Blasmusik, gegen 22 Uhr wurde dann auf weiche Welle umgestellt, das heisst – Streichmusik. Es herrschten die Geigen, von den Blasinstrumenten waren nur noch die Klarinetten übrig. Mitternacht gingen die Mädchen mit „ihren“ Burschen zu einem Mädchen nach Hause zum Kaffeetrinken, dabei mussten die Mädchen traditionsgemäss ihrem Schatz seine Schuhe putzen. Die Mädchen haben sich meistens umgezogen und man traf sich wieder zum Tanz, bis ... naja bis der Hahn krähte. Der Kirweihsonntag verlief dann ähnlich, nur war um Mitternacht Schluss, denn am Montag früh began wieder der Alltag.
Eine Woche später Samstagnachmittag wurde der „Kirweihboom“ runter geholt und aufgeräumt, im Anschluss daran wurde wieder gefeiert und getanzt, wie vorher beschrieben, bis Sonntagnacht um 24 Uhr.

Nun möchte ich noch ein persönliches Erlebnis anführen:
Am 2. Januar 1941 begannen wir beim Bohland Peter / Schimmelvetter Musikunterricht zu nehmen und zwar: Deschner Jakob, Bruder von Deschner Peter, - Sperzel Johann, Vater Jergl, - Sperzel Martin, Vater von Sperzel Richard, - Bohland Adam, Sohn von Korbmacher, - und ich, Franz Apfel.
Der Schimmelvetter hat uns erst alle auf Geige unterrichtet. Nach einigen Monaten wurden wir umgestellt auf: Deschner Jakob blieb auf Geige, Sperzel Johann ging auf B – Klarinette, Sperzel Martin ging auf B – Trompete und ich ging auf Cello.
Bis zum Kirchweihfest im November 1941 waren wir soweit, dass wir am Kirchweihsonntag abends gegen 20 Uhr in Huber´s Wirtshaus etwa 2 Stunden zum Tanz aufspielten und eine Woche später in Fissler´s Wirtshaus ebenfalls 2 Stunden aufspielen durften. Da wir keine Begleitinstrumente hatten besorgte das der Schimmelvetter und mein Vater.
Für mich mit 13 Jahren und für uns alle war es ein Erlebnis, dass ich mein ganzes Leben nicht vergessen habe.
Es war auch unser letztes Kirchweifest in unserer Heimat!
Liebe Landsleute und Freunde!
In diesem Sinne rufe ich ALLEN zu: Kommt zu unserem 60. Kirchweihtreffen am 22. September 2012 in Sindelfingen!
Es soll ein unvergesslicher Tag werden.

Euer Franz Apfel


Mramoraker Gästebuch
Informationen

Zurück