Dokumente - Franzfelder Online März 2009



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Schatztruhe - 1.4.2009


Entdeckung - Bauarbeiter legen in der Oberen Wilhelmstraße Truhe aus dem 16. Jahrhundert frei. Inhalt: Diebesgut Spektakulärer Fund in der Altstadt VON HEIKE KRÜGER REUTLINGEN. Spektakulärer Fund in der Fußgängerzone: Einige Meter unterm Pflaster der oberen Wilhelmstraße wurde gestern eine Entdeckung gemacht, die es buchstäblich in sich hat. Mitarbeiter des Bauunternehmens List stießen bei Baggerarbeiten auf eine Truhe, die vermutlich aus dem späten 16. Jahrhundert datiert und das Landesdenkmalamt (LDA) auf den Plan gerufen hat. Wie aus dem Rathaus verlautet, haben Experten der Landesbehörde bereits am gestrigen Nachmittag eine erste Taxierung des Truheninhalts vorgenommen. Danach könnte es sich um die Beute des großen Stadtraubs zu Reutlingen (1597) handeln. Wurde gestern von Bauarbeitern unter der Wilhelmstraße entdeckt: eine Truhe mit historischem Diebesgut. FOTO: NIETHAMMER »Da ist es mir plötzlich ganz anders geworden« In den Chroniken auch als »Bubenstrych derer zu Schöneck« bezeichnet, markiert dieser Coups eines der einschneidendsten Ereignisse in der Geschichte der ehemals Freien Reichsstadt. Verlor Reutlingen dabei doch auf einen Schlag große Teile seines Stadtschatzes - darunter die mit kostbaren Edelsteinen verzierte Amtskette des Schultheißen sowie Gold- und Silbermünzen. Unter den Nagel gerissen hatte sich diese und weitere Wertgegenstände eine organisierte Bande verarmter Ritter um Otto von Schöneck (1569 - 1598). Der war - so nachzulesen bei Reutlingens Präzeptor Carl Bames - mit seinen Mannen bei Nacht und Nebel in die städtische Schatzkammer eingedrungen und hatte sich der dort lagernden Kostbarkeiten bemächtigt. Geschnappt wurde er knapp ein Jahr später von Reutlinger Bütteln, die mit dem Strolch und einigen seiner Schergen kurzen Prozess machten. Bereits zwei Tage nach ihrer Festnahme wurden Otto und die Seinen mit dem Schwert »vom Leben zum Tode gebracht«. Von der Beute fehlte seither jede Spur. Jetzt sieht es allerdings so aus, als habe man in der oberen Wilhelmstraße zumindest einen Teil des historischen Diebesguts entdeckt. Und wenn sich dies bewahrheiten sollte, handelt es sich um einen Sensations-Fund, der nicht nur die Fachwelt elektrisieren dürfte. Stuttgarter Experten konnten gestern zwar noch zu keinem abschließenden Urteil gelangen. Auf einer eilends anberaumten Pressekonferenz zeigten sie sich jedoch sehr optimistisch und hegten keinen Zweifel an der Authentizität der Münzen und Juwelen. Zutage befördert wurden sie bereits am frühen Morgen. Bodo Schäufele heißt der ehrliche Finder, der mit seinem Bagger auf Höhe der Metzgerei Zeeb in einen Hohlraum vorgestoßen war. »Panik«, so Schäufele beim Pressegespräch, habe ihn erfasst. Hatte er doch erst vor wenigen Tagen eine Wasserleitung angebaggert und die Wilhelmstraße geflutet. Als sein schweres Arbeitsgerät nun plötzlich ins Leere griff »ist es mir ganz anders geworden«, bekennt der 54-Jährige. Der Baubetrieb wurde sofort gestoppt, ein Statiker zurate gezogen. Denn an dieser Stelle dürfte es - laut Kartenmaterial - eigentlich keine »Unterhöhlung« geben. Bei näherer Betrachtung des vermeintlichen Schadens stellte sich dann allerdings heraus, dass Bodo Schäufele auf eine grob gemauerte Kammer gestoßen ist. Sie dürfte Teil eines Tunnelsystems sein, das einst den Stadtkern mit der Achalm verband. Zwischenzeitlich wurden die historischen Preziosen ins Reutlinger Stadtarchiv gebracht, wo sie heute eingehend unter die Lupe genommen werden. Sollte sich dabei ihre Echtheit herausstellen, werden sie in die Landeshauptstadt überführt. Zuvor jedoch soll auch die breite Öffentlichkeit am Sensations-Fund teilhaben dürfen. Auf Wunsch von Oberbürgermeisterin Barbara Bosch werden die Truhe und ihr Inhalt am heutigen Mittwoch ab 16 Uhr im großen Sitzungssaal des Reutlinger Rathauses nicht nur der Presse, sondern allen interessierten Bürgern präsentiert. Besucher sind - auf Geheiß der Polizei und aus sicherheitstechnischen Gründen - gebeten, Personalausweis oder Reisepass bereitzuhalten. (GEA)

©Design-Copyright 2004 Evangelische Glaubensthemen (Kirchentellinsfurt-Oferdingen) - Pfarrer i.R. Jakob Stehle. INFO
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