| Dokumente - Franzfelder Online |
März 2009 |

Denkmal "Müller-Guttenbrunn" - Franzfelder Online


RANDNOTIZ : Ein Denkmal steht im Walde
VON HOLGER DAHLHELM
Seit fast fünfzig Jahren hat er seinen Platz unter alten Bäumen, blickt ernst und sinnend hinüber zum Ohmenhäuser Sportplatz und auf das bunte Treiben rund um die Waldschule: Adam Müller-Guttenbrunn, den die Donauschwaben als ihren Dichterfürsten verehren. 1959 setzten sie ihm dieses Denkmal. In den Jahren zuvor hatte Reutlingen (und besonders Ohmenhausen) viele der Vertriebenen aufgenommen und ihnen ein neues Zuhause gegeben, große Wohnviertel entstanden für die Flüchtlinge aus dem deutschen Osten und den alten schwäbischen Siedlungsgebieten an der unteren Donau.
Bis heute halten Landsmannschaften und Vereine das Andenken an die frühere Heimat, Kultur und Sprache wach. Und in schöner Regelmäßigkeit kommt aus ihren Reihen der Vorschlag, das Denkmal für Adam Müller (den Beinamen Guttenbrunn hatte er selbst nach seinem Geburtsort gewählt) aus seinem Schattendasein zu befreien und an einen helleren Platz zu versetzen. Erstens, weil der Dichter das verdiene, und zweitens, weil er unter den dichten Baumwipfeln regelmäßig Moos ansetze. Erst kürzlich hat der hoch betagte Josef Morgenstern mit tatkräftiger Hilfe zweier junger Leute aus der Ohmenhäuser Mahdachsiedlung den ehrwürdigen Landsmann aufpoliert, den Vorplatz von Gras und Grünzeug befreit. Stünde der Schriftsteller - beispielsweise - auf dem Rondell im nahen Jungholzweg, bliebe er von Bewuchs verschont, argumentiert Josef Morgenstern für den neuen Platz.
Der Ortschaftsrat Ohmenhausen allerdings hält wenig davon: Drei Mal schon hat die Runde entsprechende Vorschläge abgelehnt, erinnert sich Bezirksbürgermeister Hans-Dieter Lutz. Denn die Räte vertreten die Auffassung, Donauschwaben und Stadt - seinerzeit unter Regierung von Oskar Kalbfell - hätten den Standort im Wald bewusst und gut gewählt. Bis heute werde der Wunsch nach einem Umzug des Dichters nicht von einer breiten Mehrheit der Landsmannschaft getragen, sondern von Einzelpersonen.
Bis sich daran etwas ändert, wird Adam Müller-Guttenbrunn mit seinem Sockel im Wäldchen vorlieb nehmen müssen. Immerhin hat seine sterbliche Hülle ein Ehrengrab - in Wien, dessen Theaterleben der Banater Schwabe um 1900 stark beeinflusst hat. So berühmt war der Bauernsohn aus dem Ort im heutigen Rumänien weit über seinen Tod hinaus, dass OB Kalbfell 1954 den Donauschwaben gern nicht nur ein Denkmal zusagte, sondern auch, eine ganze Straße - vorzugsweise mit Landsleuten - nach ihm zu benennen. Auch über dieses Versprechen ist offenbar Gras gewachsen, still und leise und sehr gründlich.
Siehe Biographie im Internet
Sihe Denkmal in Mosbach
Briefmarke zur Erinnerung an Müllter-Guttenbrunn
Adam Müller-Guttenbrunn, Dichter und Theaterintendant, geboren 1852 in Guttenbrunn / Zabrani im Banat, gestorben 1923 in Wien.
Von Müller-Guttenbrunn stammt der Roman "Der große Schwabenzug", 1913.
Rechtes Bild: Timisoara, deutsches kulturelles Zentrum Adam Müller-Guttenbrunn]
|
|